veröffentlicht am 2. Mai 2016
Einsamkeit durch einen Mangel an guten sozialen Kontakten ist ähnlich gesundheitsschädlich wie das Rauchen von Zigaretten, zeigte die "Alameda County Study", die in Kalifornien durchgeführt wurde. Diese Studie wies gleichzeitig nach, dass sich ein gutes soziales Netzwerk protektiv in Bezug auf Krankheiten auswirkt.
Beispielsweise haben auch Menschen, die mit jemandem zusammen bzw. in einer Ehe leben, ein geringes Herzinfarktrisiko und eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben.
Nun stellt sich die Frage, was ein gutes soziales Netzwerk ist.
Obwohl das eine sehr individuelle Sache ist, erfüllen die
hunderte virtuellen Kontakte durch sozial Media die nötigen
Faktoren nicht. Es geht nicht um die Quantität, sondern um
die Qualität der Beziehungen, die wir pflegen. Wie in vielen
Bereichen des Lebens geht es also auch hier darum: weniger
ist mehr, wenn die Qualität stimmt.
Ob das persönliche soziale Netzwerk gut genug ist, ist sehr individuell und kann nicht an festen Zahlen gemessen werden. Jeder Mensch ist anders; die einen brauchen besonders viel Zusammensein mit Freunden, andere legen Wert auf Zeit allein und sind mit wesentlich weniger Kontakten glücklich und erfüllt. Das eigene innere Gefühl gibt darüber klare Auskunft, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, sich die eigenen sozialen Kontakte bewusst macht und hinspürt, ob sie erfüllend und ausreichend sind, oder ob ein Gefühl von Einsamkeit vorhanden ist.
Soziale Netzwerke können über verschiedene Merkmale
beurteilt werden. Die Qualität ergibt sich aus dem
Familienstand, der Größe (wie viele Personen
gibt es im Netzwerk?), der Dichte des Netzwerks (wie nahe
stehen sich die Personen untereinander?), dem Grad der gegenseitigen
Verpflichtung, also wie stark eine Unterstützung und
Hilfe vorhanden ist, und der Homogenität, d.h. wie
ähnlich sich die Mitglieder des Netzwerkes untereinander
sind.
Desweiteren wird das soziale Netzwerk durch die Häufigkeit
und der Dauer der Kontakte charakterisiert und der
Ausgewogenheit zwischen Nehmen und Geben untereinander.
Letzteres ist ein sehr wichtiger Faktor, denn ein Kontakt tut
niemals gut, wenn men selbst ständig mehr gibt als man erhält.
Um sich sein eigenes soziales Netzwerk bewusst zu machen, kann
man eine Grafik benutzen, die aus vier Kreisen besteht, die inneinander
gezeichnet sind. In den innersten Kreis sollen alle Menschen geschrieben
werden, die zur Familie, Partnerschaft und den besten Freunden
gehören. Der nächst größere Kreis enthält
gute Freunde, gute Nachbarn und befreundete Kollegen. Im dritten
Kreis stehen nun Bekannte und weniger befreundete Kollegen, und
der letzte, äußere Kreis umfasst entfernte Bekannte
und Internet-Freunde.
Wichtig ist, dass der innerste Kreis gut belegt ist; fehlen hier
Kontakte, ist dies ein Allarmzeichen. Fragen Sie sich auch dazu,
mit welchen 20 Personen sie in den letzten vier Wochen regelmäßig
Kontakt hatten, und was Ihnen diese Kontakte geben.
Soziale Netzwerke wirken positiv auf die Gesundheit, wenn eine
sogenannte soziale Unterstützung geschieht. Dies kann
auf verschiedenen Wegen und in unterschiedlichem Maß geschehen.
Auch verhalten sich Männer udn Frauen unterschiedlich in
der Art, wie soziale Unterstützung gegeben und angenommen
wird. Beispielsweise geben Männer eher praktische Unterstützungen,
Frauen eher emotionale.
Durch soziale Unterstützung erhalten wir Hilfe bei der Lösung von Problemen, beim Lindern von Leid und der Überwindung oder dem Ertragen von belastenden Zuständen.
Die emotionale Unterstützung hilft uns in schwierigen Situationen durch die Zuwendung, die Anteilnahme, Verständnis, durch Zuhören und Rat geben, Zeigen von Zuneigung, Vertrauen, Wertschätzung usw.
Praktische Unterstützung geschieht z. B. durch das Übernehmen von Aufgaben, das Geben von Tipps und Informationen, über das Leihen oder Schenken von Geld oder Gegenständen usw.
Ein weiterer Faktor ist die soziale Integration. Über
gemeinsame Aktivitäten und Werte, Signale von Vertrauen,
Sicherheit und Stabilität in Beziehungen erhalten wir ein
Gefühl von Zugehörigkeit.
Auch das Gebrauchtwerden und anderen Hilfe geben zu können
(beispielsweise auch über ehrenamtliche Tätigkeiten)
stärk das Gefühl von Zugehörigkeit und menschliche
Nähe, ein wichtiger Auslöser für Glücksgefühle,
Zufriedenheit und damit eine positive psychische Verfassung. Diese
Faktoren fördern das Immunsystem und senken den
Stresslevel im Körper.
Einerseits sind gute soziale Kontakte nützlich, indem sie
ein gesundheitsförderliches Verhalten unterstützen,
z. B. durch eine gemeinsame Durchführung. Sie steigern außerdem
das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden, wodurch sich eine
positive Auswirkung auf das Hormon- und Nervensystem und die Psyche
ergibt.
Andererseits mildern sie durch Unterstützung Auswirkungen
von Belastungen und Stress ab, sodass sich solche Faktoren
weniger gesundheitsschädlich auf den einzelnen auswirken.
Es hat sich also herausgestellt, dass Menschen, die über gute soziale Netzwerke mit entsprechender sozialer Unterstützung verfügen, weniger krank werden, eine Heilung besser und schneller verläuft und sich positive Effekte auf die Psyche ergeben. Insbesondere das bereits erwähnte Immunsystem scheint dabei eine großer Rolle zu spielen, denn es wird über positive Gefühle gestärkt. Positive Auswirkungen zeigen sich z. B. auch auf das Herz-Kreislauf-System, das Hormonsystem, auf Depressionen und auf den Verlauf anderer psychischer Erkrankungen.